Artikel vom 14.09.2022

Heiraten im Klimawandel: Ja! sagen? Aber bitte fair und nachhaltig



Bei unserer Hochzeit soll es fair zugehen! Für immer mehr Paare ein Herzenswunsch. Gemeint sind Trauringe, Locations und Brautkleider, die ausdrücklich an den ökologischen Fußabdruck denken, den dieser Schritt ins Leben zu Zweit setzt. Und angesichts überladener Buffets auch engagierte Essensretterinnen auf den Plan ruft. Nachhaltig heiraten - wie geht das eigentlich?

Hochzeiten, Abfallverursacher und Ressourcenschleudern? Muss nicht sein

Immer wieder landet leckeres Hochzeitsessen in großen Mengen im Abfall. Elisabeth Koza aus Au in der Hallertau konnte das nicht mitansehen. Also gründete sie die Whatsapp-Gruppe "Nachhaltig Leben Hallertau". Schon früh in der Foodsharing-Szene aktiv, nahm sie ihr Erlebnis als Zeugin hochzeitlicher Lebensmittelverschwendung zum Anlass, mehr Essen zu retten. Schließlich enden stattliche 18 Millionen Tonnen davon jedes Jahr im Müll. Brautpaare sind aufgefordert, die Reste vom Hochzeitsbuffet an Tafeln und private Netzwerk-Organisatoren zu spenden. So informieren derweil eine Reihe von Vereinen wie "Mehr wert!" aus Saarbrücken zu verantwortungsbewusstem Konsumieren - und dazu, wie es sich lustvoll, aber fair heiraten lässt. Ohne Sorgenfalten auf der Stirn, denn Nachhaltigkeit kann Spaß machen.

Sei fair und go local: Nachhaltige Hochzeit im Trend

Laut einer Analyse der Plattform Pinterest haben sich die Suchanfragen zum Stichwort nachhaltige Hochzeit 2022 verdreifacht. Die Zahl der auf Green Weddings spezialisierten Influencerinnen steigt ebenfalls. Fair und nachhaltig, was steckt eigentlich hinter diesen Begriffen? Beim Thema Heiraten Produkte und Services, die fair mit Ressourcen, Mensch und Umwelt umgehen - aber nicht zu verwechseln mit bio. Sprich, vegan und öko kann, muss aber nicht. Vielmehr hat regional und fair Priorität: Das Hochzeitsbuffet lockt mit Leckereien aus lokaler, am besten saisonaler Herkunft. Auch bei Blumenschmuck, Fotograf und Catering werden lokale Dienstleister unterstützt - nicht zuletzt, weil sie die kürzesten Anfahrtswege haben.

Hochzeitskleid: Second Hand - oder wenigstens später weitertragen

Nachhaltige Bräute greifen zu Modellen, in denen schon liebe Menschen vor Standesamt oder Altar getreten sind. Die emotionale Bindung sorgt für glühende Wangen, Umarbeitung versieht das kostbare Stück mit individuellem Sitzgefühl und passt das Hochzeitskleid dem persönlichen Geschmack an. Doch lieber ein neues Brautkleid, nur für mich, ohne Fremdassoziationen? Bei der Schneiderei vor Ort entsteht das Unikat aus fair gehandelten Stoffen. Doch was passiert danach? Downcyclen, weitertragen: Sind Strass und Flitter sorgsam abgetrennt, läuft das Brautkleid im Alltag zu attraktiver Hochform auf. Auch der nachhaltige Bräutigam wählt einen Hochzeitsanzug, der später bei Theaterbesuch und Gala-Dinner weiterglänzt. Apropos: Die zugehörigen Eheringe sind natürlich aus Recycling-Gold oder Familienschmuck stand materialmäßig Pate - auch das schont Ressourcen. Neue Trauringe stammen von Brands, die faire Löhne zahlen und nur unter menschwürdigen Konditionen gewonnenes Gold, Silber und Diamanten verarbeiten. Sie sind hoffnungslose Romantiker? Schmieden Sie das güldene Geschmeide im Paarkurs einfach selbst!

Fair heiraten, Bäume und Klima retten

Ein wenig Hochzeitskorrespondenz muss sein: Nachhaltige Einladungs- und Dankeskarten retten Bäume. Auf elektronischem Weg einzuladen ist alles andere als unpersönlich: Längst gibt es Online-Anbieter, die sich auf wunderschöne Grüße spezialisiert haben. Es muss Papier sein? Dann nur von einer Druckerei, die auf sparsamen Materialeinsatz und Rohstoffe aus nachhaltiger Forstwirtschaft achtet. Ist die letzte Dankeskarte verschickt, tauscht man Braut-Stilettos gegen Wanderschuhe. Oder lässt den CO2-trächtigen Flieger links liegen, um den Bummelzug in den Honeymoon zu nehmen.

Warum nachhaltig heiraten?

Nun - Hochzeitsvorbereitungen verschlingen ohnehin viel Geld und Zeit. Energie, die in eine faire Hochzeit gut investiert ist. Zumindest üben faire Festlichkeiten auf immer mehr Paare einen unwiderstehlichen Reiz aus. Die Lust, hier kreativer zu werden und der eigenen Hochzeit eine besonders persönliche Handschrift zu verleihen, statt ein fertiges Paket zu konsumieren, wächst. Geld zu sparen, ist dabei nicht Primärmotivation, aber angenehmer Begleiteffekt vieler nachhaltiger Hochzeiten. Aber es warten auch ein paar Stolpersteine: Keine Hochzeit findet im luftleeren Raum statt.

Nachhaltig feiern - und allen schmeckt's

Freunde sucht man sich aus, Familie nicht. Also treffen Charaktere aller Facetten aufeinander - inklusive traditionell geprägter Erwartungen daran, was eine richtige Hochzeit ausmacht. Eingeladene riechen den fairen Braten spätestens bei der Hochzeitseinladung, wenn um eine Spende für nachhaltige Entwicklungsprojekte als Hochzeitsgeschenk gebeten wird. Fair hin oder her: Auch Tante Gerda und Onkel Otto muss das vegane Buffet im zertifizierten Bio-Hotel schmecken - und keiner der spießigen Cousins gezwungen sein, mit dem Rad zum Festsaal zu strampeln. Kurz, nicht nur das Brautpaar und eingefleischte Veganer-Freunde, sondern alle sollten sich wohlfühlen - statt den Spaß an der Freud dem Diktat der Nachhaltigkeit zu opfern. Die gute Nachricht: Auch angesichts des Klimawandels dürfen Sie es ordentlich krachen lassen!

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