Artikel vom 25.10.2023

Ehe im Wandel - von Himmelshochzeiten & Heiratsrekorden



Sie heißen Wilma und Karl, Lieselotte und Alfred, Johann und Katharina - und ihr Lebensalter nähert sich der 100er-Marke: Wer Kronjuwelenhochzeit googelt, bekommt gleich eine ganze Reihe an Jubelpaaren angezeigt. Das deutsche wie weltweite Eheverhalten gibt Statistikern und Lokalteilen von Tageszeitungen regelmäßig Futter. Wie ist es um die Ausdauer im Ehemarathon bestellt?

Für immer zusammen - fast

Machbar - und gar nicht so selten, wie man vielleicht denkt: Ehepaare, die so lange Tisch und Bett teilen, als hätten sie sich schon immer gekannt. 2022 zählte die Statistik ganze 111 Eheleute, die Gnadenhochzeit feierten - nach 70 Jahren Zweisamkeit. Kronjuwelen heimst ein, wer sogar auf 75 gemeinsame Jahre zurückblickt. Mit 91 Ehejahren schießen allerdings die jeminitischen Juden Zechariah und Shama'a den weltweiten Vogel ab, die alles teilten - auch Verfolgung und Elend - und heute in Israel leben. 100 Jahre, Himmelshochzeit? Bisher keine Chance. Schließlich müssten dazu beide weit über 110 sein - ein einfaches Rechenexempel in Wahrscheinlichkeit.

Nach der Hochzeit an die Front

Deutschlands längste Ehe führten Charlotte und Ludwig Piller aus Memmingen im Allgäu - sie feierten 80 Jahre, die Eichenhochzeit. Kaum hatte man sich in der Gartenwirtschaft kennengelernt, traf man sich für ein schnelles Ja vor dem Traualtar. Denn dieser Bräutigam war Kampfpilot - und musste 1939 nach der Hochzeit direkt zurück an die Front. Ein Schicksal, das frischgebackene Paare damals mit vielen anderen teilten - und das nicht wenige Bräute zu Kriegerwitwen machte. Ludwig Piller, zweimal über Russland abgeschossen, kehrte zu seiner zurück. Wo das nackte Leben zählte, war an rauschende Feste nicht zu denken. Auch nicht nach Kriegsende: Hochzeitskleider waren geborgt, Essensmarken und Hühnchen oder Kaninchen aus dem eigenen Stall bestückten das Hochzeitsbuffet. Glücklich, wer dank Vitamin-B auch noch an Bier und Sekt kam.

Der Weg ins Glück? Das Beste draus machen

Der Start ins Liebesglück begann oft in der Dating-Location namens Tanzcafé. Karge, aber trotzdem glückliche Zeiten, wie die Jubelpaare in der Rückschau berichten: Kein Normalsterblicher besaß Auto oder Führerschein, sondern maximal Fahrrad oder Moped; die Hochzeitsgäste reisten mit dem ÖPNV zur Trauung an. Wer verschiedener Konfession war, beschränkte sich aufs Standesamt, um die Hürden kirchlicher Vermählung zu vermeiden. Große Hochzeitsgeschenke? Kein Gedanke, und gefeiert wurde im Elternhaus oder im Gasthof um die Ecke. Doch Überraschung! Ausgelassene schwarzweiße Hochzeitsfotos zeigen: Es brauchte nicht viel, um es trotzdem ordentlich krachen zu lassen!

Scheitern statt durchhalten - stimmt das?

Wieviel Zusammenhalt und Ausdauer zeigen heutige Ehepaare? 2022 wurden 137.353 Ehen geschieden. Gute 15 Jahre betrug die durchschnittliche Ehedauer - und damit über drei Jahre mehr als noch 1990, wissen Erhebungen von Destastis zur "Ehe im Wandel". Von diesem Jahr an nahm die Scheidungsneigung zu, um 2004 ihren Höchststand zu erreichen. Seither sinkt die Scheidungsziffer tendenziell wieder. Dass jede zweite Ehe geschieden wird, gehört ins Reich der Mythen - die Scheidungsstatistik gibt dies nicht her! Allerdings sank die Zahl der Eheschließungen nach der Wiedervereinigung von etwa 450.000 1991 auf 369.000 in 2007. 2022 punktete wieder mit 390.743 Trauungen: Was während der Pandemie aufgeschoben wurde, war nicht aufgehoben - und wurde in diesem Jahr kräftig nachgeholt. Jubelhochzeiten zu erreichen, wird allerdings inzwischen immer schwieriger - denn Braut und Bräutigam sind beim Gang aufs Standesamt immer älter. Waren Bräute zu Beginn der 1970er im Schnitt 23, beträgt das Erstheiratsalter Stand 2022 nun 32,6 Jahre.

Das Rezept lebenslanger Zweisamkeit?

Gefragt, was sie zusammenhält, nennen Jubilare Treue, Beständigkeit und Zutaten wie Kuscheln, sich nahe sein, im Arm des anderen einschlafen. Man trägt sich gegenseitig auf Händen, hört zu - und brennt für gemeinsame Hobbys und Leidenschaften wie Reisen, Wandern oder die Liebe zu Brieftauben. Ingredienzen, die Paaren vielleicht fehlen, die nicht einmal das eine Jahr der Papierhochzeit vollmachen - oder sich wie ein Brautpaar in Kuwait schon drei Minuten nach der Hochzeit wieder scheiden lassen. Aber wie herausfinden, was zusammenschweißt, ohne sich die nötige Zeit zu nehmen? Manche stolpern auf der Suche danach von Ehe zu Ehe. Verzweiflung, die sogar einen wissenschaftlichen Namen hat - Matthäus-Syndrom.

Wenn Heiraten süchtig macht

Denn unser Heirats- und Scheidungsverhalten ist sowohl Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse und Trends wie individuelles Psychogramm. Dass Heiraten süchtig machen kann, zeigt die so berühmte wie tragische Lebensgeschichte von Glynn Scotty Wolfe aus Indiana, der zwischen 1931 bis 1995 29 Mal Ja! sagte und geschätzt 41 Kinder zeugte. Mit 22 heiratete er zum ersten Mal - Helen, der er gleich am ersten Abend beim Tanzen einen Antrag machte. Danach ehelichte Wolfe sie alle - Teenager und reife Großmütter, Farmerstöchter und Prostituierte, einige für Jahre, andere nur für ein paar Tage. Einmal bat Wolfe den Scheidungsrichter, die Sache abzukürzen: Ob er Margie nicht einfach gegen Mildred tauschen könne? Worauf dieser ihn fragte, ob er vorhabe, Mittelamerika in ein modernes Gomorrah zu verwandeln.

Genetisch unsterblich werden als Motiv

Als der Mann, der sich einen geschlungenen Knoten als Symbol seiner Heiratslust tätowieren ließ, starb, war keiner seiner weitverzweigten Kontakte - darunter etwa 40 Enkelkinder - bereit, für seine Beerdigung zu sorgen. Was trieb den Rekord-Bräutigam? Anthropologen vermuten, Wolfe wollte nicht berühmt, sondern vielmehr genetisch unsterblich werden. Aber hätte dies niemals zugegeben, sondern weiter nach der Richtigen gesucht: Nach seinem Tod fanden die Altenpfleger in seinem Kleiderschrank ein Hochzeitskleid. Man kann ja nie wissen ...

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