Artikel vom 15.03.2021

Schnell, schnell aufs Standesamt: Heiraten ist aktive Wirtschaftsförderung - oder?



Bitte hinten anstellen! Bundesweit nur kurze Turbotrauungen, weil derzeit so viele heiratswütig sind? Geht es nach der Bielefelder FDP, muss die Stadt ihr Engagement beim Thema Heiraten deutlich steigern - und damit die Zahl der Trautermine. Was ist dran am Heiratsstau im Standesamt?

Standesamtliche Trauungen sollen kundenfreundlicher werden

"Heiraten in Bielefeld" lautet die Headline des Antrags, den die FDP-Fraktion Anfang März einreichte: Die Verwaltung solle bitte, zusammen mit Bielefeld Marketing, ein Konzept entwickeln um Hochzeiten zu fördern - und standesamtliche Trauungen kundenfreundlicher zu gestalten. Mehr Terminangebote samstags und sonntags sind gefordert. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Die FDP möchte die Vorgaben zu Trauungen in Privaträumen lockern sowie Heiraten unter freiem Himmel zulassen. Dazu soll die Trauung zuhause mit maximal 300 Euro an Gebühren zu Buche schlagen sowie auf zeitabhängige Zuschläge verzichtet werden. Wer in einem der städtischen Trauzimmer heiratet, soll nicht mehr als 100 Euro entrichten. Auch zusätzliche attraktive Trauorte in Gebäuden der Stadt, besonders im Alten Rathaus, sollen den Hochzeitsstau auflösen helfen.

Hochzeiten sollen lokalen Betrieben zurück aufs Pferd helfen

Damit auch sonst alles stimmt, sollte sich die OWL-Metropole gemeinsam mit Bielefeld Marketing und der Gastronomie stärker engagieren. Und dazu z. B. eine Hochzeitsmesse organisieren: Dort könnten Bielefelder Aussteller ihre Leistungen anbieten - und das Standesamt direkt in der Messehalle Trautermine vergeben. Denn je mehr Trauungen in der Stadt, desto mehr Chancen für Betriebe, Hotels, Gaststätten, Eventbranche und Kultur. Fehlt nur noch die Kosten- und Zeitplanung für die gemeinsamen Marketingaktivitäten!

It takes two, Baby! Liebe weiter stärker als Corona

Ja, jetzt erst recht, sagen sich derzeit viele Brautpaare. Ganz nach dem Motto "Liebe ist stärker als jedes Virus", tritt man nicht nur in Bielefeld, sondern bundesweit tapfer vor den Standesbeamten. Schließlich braucht es nur zwei wichtige Akteure für ein Ja! Eine Trauzeremonie mit Schleier und medizinischem Mundschutz, aber ohne anschließenden rauschenden Maskenball. Wer flexibel genug ist, um den Bund der Ehe hinter einer Wand aus Plexiglas einzugehen und zwei Meter Abstand zum Standesbeamten zu halten, erlebt eine intime Turbo-Trauung. Denn diese beschränkt sich in Corona-Zeiten auf die pure Amtshandlung. Nach kurzer Begrüßung geht es - ohne feierliche Traurede - direkt an die Formalitäten. Nur ein Viertelstündchen, dann ist alles vorbei. Und der Sektempfang, die Tradition? Vielleicht nächstes Jahr. Bitte verlassen Sie das Standesamt zügig, heißt es im Amtsdeutsch.

Heiraten ist gut fürs Image!

Immerhin: Eine solche Masken-Trauung ist originell, einzigartig und schon deshalb unvergesslich. Aber wohin mit der Freude, wenn niemand sie teilt? Zahlreiche Ehepaare planen ihre große Hochzeitsfeier daher für den Herbst. Vielleicht hatte das auch die FDP im Hinterkopf. O-Ton: Hochzeiten haben immense Umsatzbedeutung, vor allem für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Ja, natürlich suchen Paare nach einem attraktiven Gesamtpaket für ihre Traumhochzeit. Aber nicht unbedingt in der Heimatstadt, vor der eigenen Haustür. Städte, die standesamtliche Trauungen einfacher machen, drehen nach Meinung der Liberalen daher eine "wichtige Stellschraube bei der Ortsentscheidung". Gut fürs Image, denn das locke auch Heiratswillige aus anderen Städten an.

Jetzt heiraten, zu aktiver Wirtschaftsförderung mit Hebelwirkung beitragen

Für 2021 zählt die FDP aufgrund zahlreicher in 2020 verschobener Hochzeiten auf einen großen Heiratsmarkt. Genauer gesagt, auf eine "spätere Phase in 2021". Wie lässt sich Heiraten in Bielefeld zeitnah attraktiver machen? Höchste Zeit für mehr Termine an mehr Trauorten als guter Bürgerservice. Richtig, Heiraten in Corona-Zeiten lässt die Romantik vermissen, sondern ist (das FDP-Vokabular noch im Ohr) eine knallharte wirtschaftliche Angelegenheit. Und wer weiß: Vielleicht ist das der heimliche Grund, warum die Bielefelder Liberalen mit Ihrem Antrag krachend gescheitert sind. Hochzeitsstau im Standesamt? Weit und breit kein Engpass zu sehen, so der zuständige Beigeordnete - Antrag abgelehnt!

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