Artikel vom 03.12.2018

Smarte Gütertrennung: Digital heiraten - per Blockchain



Kaum im siebten Himmel, schon in den Niederungen des Rosenkriegs: Scheiden tut weh, auch in finanzieller Hinsicht. Pragmatiker stellen für den Fall der Trennung rechtzeitig die Weichen - in Form eines Ehevertrags. Oder, wie jetzt in Österreich, per Smart Wedding Contract und Hochzeit auf der Blockchain.

Heiraten per Blockchain

Der Grazer Lukas Götz, CEO des Blockchain Consulting Startups block24 und seine Partnerin feierten die erste Blockchain-Hochzeit im deutschsprachigem Raum. Ziel für den Fall des Falles: Jedem der Brautleute sein ganz persönliches Stück vom Ehekuchen zu verschaffen. In den USA längst keine Zukunftsmusik mehr: Dort wurde 2014 mit Joyce Bayo und Bitcoinberater David Mondrus das erste Paar per Blockchain verbandelt, die Trauungszeremonie lief über Skype. Dazu scannten Braut und Bräutigam einen direkt in der Blockchain-Datenbank geschriebenen QR-Code. Ein Vorgehen, das sogar komplett anonyme Hochzeiten möglich macht, deren Partner sich noch nie gesehen haben. Und weil gleichgeschlechtliche Ehen in über 80 Prozent aller Staaten der Welt noch immer verboten sind, bedienen sich auch die Modelabel Björn Borg und Nord DDB dieses Instruments für eine entsprechende Kampagne, namens Marriage Unblocked: Auf einer digitalen Plattform bekräftigen gleichgeschlechtliche Paare ihre Liebe, verewigt in der Ethereum-Blockchain.

Smart Wedding Contract: Vermögensverteilung automatisiert

Für den Fall der Scheidung regelt Blockchain die Vermögungsaufteilung. Als dynamischer Ehevertrag wächst der Smart Wedding Contract im Laufe der Ehe mit. Dazu verfügen Braut und Bräutigam über ein so genanntes Ethereum-Wallet, angedockt an den digitalen Ehevertrag. Hochtransparent, wird hier jede Ein- und Auszahlung automatisch protokolliert. Neue Vermögensobjekte wie Immobilien oder Autos? Schon hinzuaddiert (oder wieder entfernt) - und direkt klar nach Anteilsverhältnissen separiert. Die technische Umsetzung ist natürlich Sache von block24 höchstpersönlich. Ein dynamisches Konzept, das sämtliche Aktivitäten, die sich aufs Vermögen auswirken, transparent dokumentiert. So läuft auch die Vermögensregelung bei Scheidung automatisiert - das spart Kosten.

Blockchain - was ist das eigentlich?

Generell lässt sich in einer Blockchain jede Information speichern - innovative Technik, die Daten sehr sicher verschlüsselt managt. Ihr Ursprung liegt in der Internetwährung Bitcoin und der Möglichkeit, Geldwerte bankfrei zu überweisen. Kennzeichnend für Blockchain sind Transaktionen bzw. Informationsaustausch zwischen zwei Parteien. Wobei ein Check erfolgt: Hat die beteiligte Partei das Recht, diese Transaktion durchzuführen? Die bekannteste Blockchain Applikation sind Smart Contracts, webbasierte Computerprotokolle, in der Lage, Verträge abzubilden und deren Abwicklung in technischer Hinsicht zu unterstützen. Denn ihre Algorithmen bestimmen, bei welchen Bedingungen - in Echtzeit - welche Entscheidung getroffen wird. Ohne Zutun von Anwälten, was menschliches Versagen als Fehlerquelle ausschließt. Und ohne die Option, das Programm zu unterbrechen.

Smarte Gütertrennung, (noch) auf Papier beglaubigt

Sinnvoll überall dort, wo sich Vertragspartner nicht zu 100 Prozent vertrauen: Praktisch neutral, sorgt der Automatismus von Smart Contracts für überwachte, komplett automatische Vertragserfüllung. Weshalb auch das Bundeswirtschaftsministerium mit der Blockchain-Technologie liebäugelt, um damit Steuersünder zu fangen. Denn es zeichnet - als transparentes, unbestechliches Protokoll - jede Veränderung in der Kette von Wirtschaftstransaktionen auf. Juristisch auf den Weg gebracht hat die österreichische Blockchain-Hochzeit eine Wiener Kanzlei, die Firmen im Kontext von Kryptowährungen wie Bitcoin und Blockchain-Anwendungen berät. Notariell beglaubigt allerdings, denn geltendes österreichisches Recht verlangt den klassischen Ehevertrag als physisches Dokument auf Papier - mit Hinweis auf den Smart Wedding Contract. Und zerbricht die Ehe, darf der Scheidungsrichter bei Punkten, die ihm unfair erscheinen, noch nachbessern.

Blockchain-Vertrag: Mehr Rechtssicherheit im Alltag?

Denn ein digitaler Ehevertrag allein ist in Österreich noch nicht möglich. Aber Götz Anwälte appellieren an den Gesetzgeber, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um schriftliche Eheverträge in Zukunft offiziell durch Smart Contracts zu ersetzen. Für mehr Rechtssicherheit zwischen Vertragspartnern. Und zwar durch Vertragsbedingungen, die deterministisch in Codes gefasst werden - um bei Eintreten bestimmter Bedingungen zwingend bestimmte Handlungen auszulösen. Indem Blockchain jede Transaktion akribisch dokumentiere, so auch Lukas Götz, würden nicht nur endlose Rosenkriege, sondern auch teure Zivilprozesse verhindert. Ist der Frischvermählte ein eiskalter Rechner? Weniger, sondern in eigener Firmensache unterwegs, um zu zeigen: Blockchain-Technologie hat Potenzial - für die Vertragsgestaltung zahlreicher Rechtsangelegenheiten des Alltags.

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