Artikel vom 24.09.2019

Luftballons, Konfetti, Plastik pur: Umweltsünde Hochzeit?



Sektkorken knallen, eine bunte Traube prallgefüllter Luftballons steigt in den Herbsthimmel - ein Szenario, auf das Brautpaare in Gütersloh ab sofort verzichten müssen. Ein Luftballonverbot soll Schaden von Tier und Umwelt abwenden. Und dies auf allen öffentlichen Flächen der Stadt: Auch der Platz vor dem Standesamt gehört dazu.

Wenn Tiere Luftballons fressen

Mit Gas befüllte Ballons vor dem Standesamt Gütersloh sind Geschichte. Ab sofort herrscht Luftballonverbot auf öffentlichen Flächen, entschied der Umweltausschuss der Stadt jetzt auf Antrag einer Bürgerin. Nur der einzelne Kinderballon bleibt erlaubt. Die Begründung: Umwelt und Tierwelt schützen. Angeregt wurde der Bürgerantrag durch eine Aktion, bei der im Mai ganze 150 Ballons in der Gütersloher Innenstadt losgelassen wurden. Leider kommt, was aufsteigt, auch irgendwann wieder herunter - und gefährdet Vögel, Meeressäuger und Fische. Einschließlich Ballonschnüren, in denen sich Tiere verheddern und Kunststoff, der als Henkersmahlzeit in Kropf und Schlund landet.

Luftballons: Sache von Luftüberwachung

Ballongrauen, das auch eine Ausstellung des Willicher Naturschutzbundes eindruckvoll zeigte. In Willich wurde das Luftballonverbot ebenfalls diskutiert, aber die Stadt sah sich nicht verantwortlich: "Keine Kompetenzen hinsichtlich der Überwachung des Luftraumes". Und hat damit Recht, denn im Radius von 1,5 Kilometern rund um den Airport Mönchen-Gladbach ist die Deutsche Flugsicherung zuständig, im Rest des Stadtgebietes die Bezirksregierung Düsseldorf sowie der Kreis Viersen.

Hochzeiten als Umweltsünde

Kann denn Liebe (Umwelt-)Sünde sein? Wer traute Zweisamkeit mit einem Ja! besiegelt, will dies ausgiebig feiern. Und tut dies nicht nur mit Luftballons, sondern auch wahren Stürmen aus Konfetti. Dann zieht die Hochzeitsgesellschaft weiter. Während der Müll bleibt - und sich anschließend in den Grünanlagen verteilt. Obwohl Standesämter vielerorts auf das Konfettiverbot hinweisen, wird es gern ignoriert, die Ordnungswidrigkeit als Kavaliersdelikt betrachtet. Das Schlimmste: Was da aus Konfetti-Kanonen kommt, ist längst kein Papier mehr. Sondern besteht aus unzähligen winzigen Herzchen und roten Röschen - aus Plastik. Nachhaltigkeit spielt am wichtigsten Tag des Lebens anscheinend keine Rolle.

Tipps für umweltbewusstere Alternativen

Zeit, sich klassisch auf Blumen und Blüten rückzubesinnen, finden manche Standesbeamte. Dass die aktuelle Art zu heiraten der Umwelt schadet, finden auch Bloggerin Laura Mitulla und Journalistin Denise Fernholz: Allzu selbstverständlich werde von Luftballons und Konfetti Gebrauch gemach. Oder von Hochzeitskarten, die später im Papiermüll landeten. Es geht auch anders, findet Laura - und gibt auf ihrem Blog Tipps für eine nachhaltige Hochzeit. Ein Plädoyer für ein echtes Fest der Liebe, statt nur zu zeigen, was man hat! Hochzeiten seien das neue Statussymbol. Mitulla schlägt vor, per WhatsApp einzuladen. Infos zur Hochzeit? Könnten die Eingeladenen auch auf einer dafür kreierten Website finden. Selbst vor dem Brautkleid macht die Bloggerin nicht halt - und ersetzt pompöse Roben durch Selbstgeschneidertes, das sich nach dem Event einfach weitertragen lässt. Und beim Bankett? Serviert man den Gästen Regionales der Saison.

Nachhaltigkeit als Spaßbremse?

Mit dem Flieger in den Honeymoon starten? Aus Klimagründen strengstens tabu. Alles scheint verboten, um auf dem Altar frisch erwachten Umweltbewusstseins geopfert zu werden. Wie sollen Brautpaare dann einen Tag wie im Märchen erleben? Wie das geht, zeigt uns Holland: 17 Prozent der niederländischen Gemeinden haben bereits ein Luftballonverbot - und heiraten munter weiter. In Deutschland macht ein Gymnasium in Willich-Anrath mit luftballonfreiem Beispiel Schule - und pflanzte bei Begrüßung der neuen Fünftklässler kurzerhand einen Baum.

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